INTERVIEW/Kion-CFO sieht Vorteil bei zollbedingtem Lieferkettenumbau
19.03.2025 / 13:43 Uhr
Von Nina Kienle
DOW JONES--Der Gabelstaplerhersteller Kion geht davon aus, dass er von einer Umstrukturierung der globalen Lieferketten profitieren wird, da die Unternehmen aufgrund der Handelszölle ihre Logistik überdenken. "Wann immer eine Ware transportiert und umgeschlagen wird, braucht sie ein bestimmtes Gerät... das ist also sehr gut für uns. Die Fragmentierung der Lieferketten ist grundsätzlich gut für uns", sagte Finanzvorstand Christian Harm in einem Interview.
Viele westliche Unternehmen überdenken zurzeit die Handhabung ihrer Beschaffung, Produktion und Verteilung von Waren. Pandemiebedingte Engpässe, geopolitische Spannungen und zunehmende Handelsspannungen haben einige dazu veranlasst, ihre Lieferketten zu verkürzen, und Unternehmen in einer Reihe von Sektoren verlagern die Produktion entweder zurück an ihren Heimatstandort oder in eine nahe gelegene Region.
Das in Frankfurt ansässige Unternehmen stellt Flurförderzeuge her und liefert Lagerautomatisierungstechnik. Während der Pandemie profitierte der Konzern von einem Anstieg beim Bau von Lagerhäusern, aber diese rasante Expansion kam zu einem Ende. Der Auftragseingang des Unternehmens lag im vergangenen Jahr um fast ein Fünftel unter seinem Höchststand von 2021. Im vergangenen Monat kündigte Kion einen Plan zur Kostensenkung an, um Spielraum für künftige Investitionen zu schaffen.
Auch wenn Kion davon ausgehe, von der langfristigen Umstrukturierung der Lieferketten zu profitieren, sei es noch zu früh, um abzuschätzen, welche Auswirkungen dies haben werde und wann die Vorteile zum Tragen kämen, so Harm.
Die USA haben in den vergangenen Jahren einen Boom im Fabrikbau erlebt, da Hersteller ihre Produktion aus Asien verlagern wollen. Laut einem Bericht von Goldman Sachs Asset Management vom vergangenen Herbst befindet sich die Neuausrichtung der Produktionslinien noch in der Anfangsphase.
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sei einer der Engpässe, der einen "Reshoring-Boom" in den USA verhindere, so Harm. Kion hofft, von dem Arbeitskräftemangel zu profitieren, der die Unternehmen zur Automatisierung treibt.
Die Bemühungen um "Reshoring" und "Nearshoring" - also die Verlagerung von Fabriken in die USA bzw. in die Nähe - zogen an, nachdem Donald Trump in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident Zölle eingeführt hatte, sagte Harm.
Dennoch bleibe die Ungewissheit über die US-Zölle, die sich täglich änderten, bestehen, so der CFO. Es bleibe abzuwarten, ob sich die Zölle auf die Inflation auswirken und die US-Notenbank zwingen werden, ihre Pläne zu ändern.
Die langfristigen Wirtschaftsaussichten in den USA seien gut, in Europa dagegen eher verhalten. "Ob die jüngsten Ankündigungen wie das Konjunkturpaket in Deutschland bereits ein Katalysator für das Wachstum in Europa sind, bleibt abzuwarten", so Harm.
Der Deutsche Bundestag hat am Dienstag ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur beschlossen. Höhere Infrastrukturausgaben in Deutschland sollten zu einer breiteren Verbesserung der Industrieproduktion führen, schreiben die Analysten von Citi in einer Studie. Das wiederum dürfte die Nachfrage nach Flurförderzeugen von Kion erhöhen.
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