KONJUNKTUR IM BLICK/Kein Stein bleibt auf dem anderen
10.03.2025 / 07:00 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Manchmal passiert lange Zeit gar nichts, und dann passieren innerhalb von Tagen so viele Sachen wie sonst in Jahrzehnten. Die USA verbünden sich mit Russland gegen Europa, die Franzosen wollen Europa unter ihren atomaren Schutzschild holen, und Deutschland will die Schuldenbremse für Rüstungsinvestitionen aufheben. Offenbar bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Immerhin: Die USA sind noch nicht aus der Nato ausgetreten und der Atlantik ist noch nicht in Ostamerikanischer Ozean umbenannt worden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Kein schlechter Zeitpunkt für die Europäische Zentralbank (EZB), ein paar grundsätzliche Aussagen zu alledem zu machen.
Guck mal, wer da guckt
Am Mittwoch (9.45 Uhr) eröffnet EZB-Präsidentin Christine Lagarde die alljährliche Konferenz "The ECB and its Watchers". Weltbewegende Äußerungen haben die EZB-Offiziellen in den vergangenen Jahren bei dieser Gelegenheit freilich kaum zum Besten gegeben, aber vielleicht stehen die Chancen dieses Mal besser? Eine interessante Frage ist, wie sich die EZB im neuen Umfeld expansiver Fiskalpolitik verhalten wird. Redner sind in diesem Jahr neben Lagarde Chefvolkswirt Philip Lane (16.15 Uhr) und die Ratsmitglieder Francois Villeroy de Galhau (10:30 Uhr), Joachim Nagel (14.45 Uhr) sowie Jose Luis Escriva (13.00 Uhr).
Konjunkturdaten stehen in der Woche nicht allzu viele an: In Europa sind es die deutsche Industrieproduktion und die Exporte und in den USA die Verbraucherpreise und die Umfrage der Uni Michigan.
Deutsche Produktion steigt im Januar
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im Januar gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent zugenommen hat, nachdem sie im Dezember um satte 3,1 Prozent nachgegeben hatte - weitaus deutlicher als erwartet (minus 0,9 Prozent). Für einen Anstieg zu Jahresbeginn spricht, dass der Output der Autoindustrie im Januar deutlich zugenommen hat. Die Daten werden am Montag (8.00 Uhr) veröffentlicht. Zeitgleich kommen Außenhandelszahlen.
Deutsche Exporte steigen im Januar
Die deutschen Ausfuhren dürften im Januar gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent zugenommen haben, nachdem sie bereits im Dezember um 2,9 Prozent angezogen hatten. Für die saisonbereinigte Handelsbilanz wird ein Überschuss von 20,0 (20,7) Milliarden Euro prognostiziert.
US-Inflation sinkt im Februar leicht
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Februar leicht abgenommen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen sind und um 2,9 (Januar: 3,0) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Für die Kernverbraucherpreise werden Raten von ebenfalls 3,0 und 3,2 (3,3) Prozent prognostiziert. Die US-Notenbank hat ihre Zinsen zuletzt nicht mehr gesenkt und mitgeteilt, dass sie zunächst weitere Fortschritte bei der Inflation sehen will. Die Daten werden am Mittwoch (13.30 Uhr) veröffentlicht - die US-Sommerzeit lässt grüßen.
Am Freitag (15.00 Uhr) kommen die Ergebnisse der Verbraucherumfrage der Uni Michigan für Anfang März. Im Februar waren die Erwartungen deutlich gesunken, was hauptsächlich an deutlich gestiegenen Inflationserwartungen lag.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha/mgo
(END) Dow Jones Newswires
March 07, 2025 09:06 ET (14:06 GMT)
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Manchmal passiert lange Zeit gar nichts, und dann passieren innerhalb von Tagen so viele Sachen wie sonst in Jahrzehnten. Die USA verbünden sich mit Russland gegen Europa, die Franzosen wollen Europa unter ihren atomaren Schutzschild holen, und Deutschland will die Schuldenbremse für Rüstungsinvestitionen aufheben. Offenbar bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Immerhin: Die USA sind noch nicht aus der Nato ausgetreten und der Atlantik ist noch nicht in Ostamerikanischer Ozean umbenannt worden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Kein schlechter Zeitpunkt für die Europäische Zentralbank (EZB), ein paar grundsätzliche Aussagen zu alledem zu machen.
Guck mal, wer da guckt
Am Mittwoch (9.45 Uhr) eröffnet EZB-Präsidentin Christine Lagarde die alljährliche Konferenz "The ECB and its Watchers". Weltbewegende Äußerungen haben die EZB-Offiziellen in den vergangenen Jahren bei dieser Gelegenheit freilich kaum zum Besten gegeben, aber vielleicht stehen die Chancen dieses Mal besser? Eine interessante Frage ist, wie sich die EZB im neuen Umfeld expansiver Fiskalpolitik verhalten wird. Redner sind in diesem Jahr neben Lagarde Chefvolkswirt Philip Lane (16.15 Uhr) und die Ratsmitglieder Francois Villeroy de Galhau (10:30 Uhr), Joachim Nagel (14.45 Uhr) sowie Jose Luis Escriva (13.00 Uhr).
Konjunkturdaten stehen in der Woche nicht allzu viele an: In Europa sind es die deutsche Industrieproduktion und die Exporte und in den USA die Verbraucherpreise und die Umfrage der Uni Michigan.
Deutsche Produktion steigt im Januar
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im Januar gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent zugenommen hat, nachdem sie im Dezember um satte 3,1 Prozent nachgegeben hatte - weitaus deutlicher als erwartet (minus 0,9 Prozent). Für einen Anstieg zu Jahresbeginn spricht, dass der Output der Autoindustrie im Januar deutlich zugenommen hat. Die Daten werden am Montag (8.00 Uhr) veröffentlicht. Zeitgleich kommen Außenhandelszahlen.
Deutsche Exporte steigen im Januar
Die deutschen Ausfuhren dürften im Januar gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent zugenommen haben, nachdem sie bereits im Dezember um 2,9 Prozent angezogen hatten. Für die saisonbereinigte Handelsbilanz wird ein Überschuss von 20,0 (20,7) Milliarden Euro prognostiziert.
US-Inflation sinkt im Februar leicht
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Februar leicht abgenommen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen sind und um 2,9 (Januar: 3,0) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Für die Kernverbraucherpreise werden Raten von ebenfalls 3,0 und 3,2 (3,3) Prozent prognostiziert. Die US-Notenbank hat ihre Zinsen zuletzt nicht mehr gesenkt und mitgeteilt, dass sie zunächst weitere Fortschritte bei der Inflation sehen will. Die Daten werden am Mittwoch (13.30 Uhr) veröffentlicht - die US-Sommerzeit lässt grüßen.
Am Freitag (15.00 Uhr) kommen die Ergebnisse der Verbraucherumfrage der Uni Michigan für Anfang März. Im Februar waren die Erwartungen deutlich gesunken, was hauptsächlich an deutlich gestiegenen Inflationserwartungen lag.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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March 10, 2025 02:00 ET (06:00 GMT)
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