EZB: Modelle deuten auf nominalen Neutralzins von 1-3/4% bis 2-1/4%
07.02.2025 / 13:01 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Schätzungen von Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) zum sogenannten neutralen Zinses haben sich im vergangenen Jahr nicht verändert. Wie aus einem von der EZB veröffentlichten Bericht hervor geht, liegt der nominale Neutralzins laut den aktuellsten Berechnungen bei 1-3/4 bis 2-1/4 Prozent. Die EZB hat den Leitzins kürzlich auf 2,75 Prozent gesenkt, so dass auf den ersten Blick noch einiger Spielraum für Zinssenkungen besteht. Die EZB selbst warnt aber vor solchen mechanischen Schlussfolgerungen.
Analysten rechnen damit, dass die EZB ihren Leitzins von einem gegenwärtig als "restriktiv" eingestuften Niveau von 2,75 Prozent auf ein "neutrales" Niveau senken wird, welches die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst. Aber wo liegt dieses Niveau? Läuft die EZB vielleicht Gefahr, wegen des schwachen Wachstums die Zinsen zu stark zu senken und damit eine neue Inflationswelle heraufzubeschwören? Oder lässt sie die Zinsen zu hoch und würgt damit die Wachstumskräfte des Euroraums ab, mit nachteiligen Folgen für das langfristig mögliche Wachstum?
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane sagte in einem Podcast: Zwar seien "Narrative" wie das des neutralen Zinses wichtig, um etwa im Falle einer Inflation von deutlich über 2 Prozent die Botschaft zu übermitteln, dass die Zinsen nun steigen müssten. "Aber jetzt, wo wir uns dieser Zone nähern, sollten wir nicht über Neutralität reden, sondern darüber, was angemessen ist", fügte er hinzu. Entscheidend seien Preisdaten, Aktivitätsdaten und die Übertragung der Geldpolitik in die Realwirtschaft.
Die Autoren des Papiers weisen darauf hin, dass modellbasierte Schätzungen des neutralen Zinses mit hohen Unsicherheiten behaftet sind. Wie eine von der EZB veröffentlichte Grafik zeigt, ist der neutrale Zins seit Ausbruch der Corona-Pandemie leicht gestiegen. Er liegt aber, bereinigt um das EZB-Inflationsziel von 2 Prozent, also real, immer noch zwischen minus 0,5 und plus 0,5 Prozent.
Das bedeutet laut dem Bericht, dass "weiterhin das Risiko besteht, dass im Fall eines ausreichend starken disinflationären Schocks das Risiko besteht, dass die Zinsuntergrenze in Sicht kommt".
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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