IMK: Rezessionsrisiko sinkt leicht - aber Unsicherheit bleibt hoch

16.01.2025 / 10:08 Uhr

Von Andrea Thomas

DOW JONES--Das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft ist für das erste Quartal leicht gesunken, doch die Unsicherheit bleibt angesichts des bevorstehenden Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump und der Bundestagswahl hoch. Das signalisiert der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, wie das Institut mitteilte. Für den Zeitraum von Januar bis Ende März 2025 weist der Indikator eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 44,6 Prozent aus. Anfang Dezember 2024 betrug sie für die folgenden drei Monate noch 48,7 Prozent. Damit dürfte die deutsche Wirtschaft im Winterquartal stagnieren.

Laut IMK bleibt aber trotz der leichten Entspannung de nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator aber wie in den Vormonaten auf "gelb-rot". Dies habe auch damit zu tun, dass sich die statistische Streuung des Indikators, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, parallel leicht erhöht hat. "Gelb-rot" signalisiert laut IMK konjunkturelle Unsicherheit, aber keine akute Rezessionsgefahr.

Das Institut führte das leicht gesunkene Rezessionsrisiko vor allem auf den spürbaren Produktionsanstieg im November 2024 zurück. Dies ist der aktuellste Monat, für den derzeit Daten vorliegen. Allerdings dürften für diese positive Entwicklung Sondereffekte wie die Auslieferung einzelner Großaufträge eine erhebliche Rolle gespielt haben, wie IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald erklärte. Eine konjunkturelle Trendwende in der Industrie bleibe vorerst aus, wie auch die schwache Entwicklung bei den Auftragseingängen nahelegt. Und das Konsumentenvertrauen nimmt nur äußerst langsam zu - obwohl die Haushalte Zuwächse bei den Realeinkommen erzielen.

2025 nur Mini-Wachstum von 0,1 Prozent

Die neuen Indikatorwerte bestätigten die aktuelle Konjunkturprognose des IMK, so Theobald. Das Düsseldorfer Institut rechnet für dieses Jahr nur mit einem Mini-Wachstum von durchschnittlich 0,1 Prozent. Nach Einschätzung des Instituts lässt sich die Wachstumsschwäche nur durch entschlossenes Handeln der nächsten Bundesregierung überwinden. Diese sollte drei Schwerpunkte setzen. Erstens sei eine Investitionsoffensive nötig, um die Infrastruktur zu verbessern. Zweitens brauche man eine Lösung für das Problem hoher und volatiler Energiepreise, wobei hier kurzfristig ein Brückenstrompreis eingeführt und längerfristig beispielsweise eine Finanzierung des Netzausbaus über öffentliche Kredite vorgenommen werden sollte. Drittens raten die Forschenden zu einer neuen, in der EU koordinierten, Industriepolitik, die zentrale Zukunfts- und Schlüsselbranchen bei der Transformation hin zu klimafreundlichen Prozessen unterstützt.

"Vor dem Hintergrund, dass Donald Trump im internationalen Handel Chaos verursachen wird, und dass mit immer länger anhaltender Stagnation Kipppunkte bei der Beschäftigung drohen, wird die Wirtschafts- und insbesondere eine europäisch koordinierte Industriepolitik für die neue Bundesregierung zur Herkules-Aufgabe", betonte Theobald. Leider gingen aber die wirtschaftspolitischen Vorschläge im Bundestagswahlkampf vielfach am Ziel vorbei, die relevanten Unsicherheiten zu reduzieren. "Steuererleichterungen allein regen nicht zwangsläufig realwirtschaftliche Investitionen in dem Umfang und den Bereichen an, in denen die volkswirtschaftlich sinnvollsten Bedarfe bestehen", so Theobald.

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