EZB/Lane: Folgen höherer US-Zölle für Eurozonen-Inflation ungewiss

18.12.2024 / 11:38 Uhr

Von Paul Hannon

DOW JONES--Höhere US-Zölle auf Importe aus Europa würden nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane das Wirtschaftswachstum in der Eurozone schwächen, wobei die Auswirkungen auf die Inflation ungewiss seien. Wenn die Exporteure aus der Eurozone in ihrem größten Auslandsmarkt höhere Zölle auf ihre Verkäufe zahlen müssten, dürfte das Wachstum im Jahr 2025 noch unter der Prognose liegen, die die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer Woche von 1,3 Prozent auf 1,1 Prozent gesenkt hatte, sagte Lane am Mittwoch.

Es gebe jedoch sowohl Szenarien, in denen sich die Inflation aufgrund höherer Zölle verlangsame, als auch Szenarien, in denen sie sich beschleunige, wobei Währungsschwankungen das Endergebnis beeinflussten.

"Wir glauben, dass dies negative Auswirkungen auf die Produktion haben wird, und die Auswirkungen auf die Inflation sind ungewiss", sagte Lane in einem Webcast über "Handelshemmnisse".

Die ungewissen Auswirkungen auf die Inflation machen es schwierig zu prognostizieren, wie die Geldpolitiker der EZB auf höhere Zölle reagieren werden. Investoren erwarten nun, dass die EZB die Kreditkosten bei jeder ihrer Sitzungen in der ersten Hälfte des nächsten Jahres senken wird, nachdem sie sie 2024 bereits viermal gesenkt hat.

Lane sagte, die EZB habe eine "zweiseitige Beweglichkeit" und sei bereit, die Zinsen langsamer zu senken, wenn der Inflationsdruck zunehme, und schneller, wenn er sich schneller abkühle als prognostiziert. Die Inflation in der Eurozone werde sich wahrscheinlich auf das 2-Prozent-Ziel der EZB einpendeln.

"Wir sind der Meinung, dass wir bei der Inflation auf Kurs sind", sagte er.

Die Meinungen der EZB-Vertreter über die wahrscheinlichen Auswirkungen von Zöllen, falls der designierte US-Präsident Donald Trump seine Äußerungen aus dem Wahlkampf wahr macht, gehen auseinander.

Am Montag sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel, die Zölle würden wahrscheinlich die Inflation ankurbeln und sich nur geringfügig auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Am selben Tag sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass Zölle die wirtschaftliche Erholung der Eurozone schwächen würden, und betonte die Notwendigkeit, Alternativen zum Export als Wachstumsquelle zu finden.

Die Wirtschaft der Eurozone wuchs in den drei Monaten bis September schneller als erwartet, doch deuten Unternehmensumfragen auf eine Verlangsamung zum Jahresende hin. Laut Lane ist der Euroraum jedoch weit von einem wirtschaftlichen Abschwung entfernt, auch wenn diese Einschätzung im Falle "neuer Schocks" - eine Anspielung auf mögliche Zölle - neu bewertet werden könnte.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/sha/brb

(END) Dow Jones Newswires

December 18, 2024 05:37 ET (10:37 GMT)

zur Übersicht mit allen Meldungen

ein Service von
DOW JONES

Copyright © 2024 Tradegate Exchange GmbH
Bitte beachten Sie das Regelwerk

DAX®, MDAX®, TecDAX® und SDAX® sind eingetragene Markenzeichen der ISS STOXX Index GmbH
EURO STOXX®-Werte bezeichnet Werte der Marke „EURO STOXX“ der STOXX Limited und/oder ihrer Lizenzgeber
TRADEGATE® ist eine eingetragene Marke der Tradegate AG

Kurse in EUR; Fremdwährungsanleihen in der jeweiligen Währung
Zeitangaben in CET (UTC+1)