DIW-Konjunkturbarometer fällt im November - Konjunktur verharrt im Tief
27.11.2024 / 10:30 Uhr
DOW JONES--Die deutsche Wirtschaft kommt nicht von der Stelle und verharrt nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Tief. Das DIW-Konjunkturbarometer ist im November um knapp zwei auf nun 83,7 Punkte gesunken und hat sich damit etwas weiter von der neutralen 100-Punkte-Marke entfernt, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Damit rücke ein Ende der Stagnation in immer weitere Ferne, so das Institut. Das Bruttoinlandsprodukt, das im vergangenen Vierteljahr nur ganz leicht um 0,1 Prozent gestiegen ist, dürfte sich laut DIW im laufenden Quartal zumindest nicht beschleunigen.
"Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Lage, bei der sich die konjunkturelle Schwäche und strukturelle Probleme gegenseitig zu verstärken drohen", sagte DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. "Der um sich greifende Pessimismus kann nur überwunden werden, wenn sich die innenpolitische Lage schnell beruhigt und mehr in die Zukunft investiert wird."
DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik verwies darauf, dass die Unsicherheiten jüngst sowohl innen- als auch außenpolitisch noch erheblich zugenommen hätte. So sei die Handlungsfähigkeit der aktuellen rot-grünen Minderheitsregierung stark eingeschränkt. Überdies könnten die Ergebnisse der vorgezogenen Bundestagswahlen die Fragmentierung der Parteienlandschaft verstärken und erneut zu einer Koalition führen, in der Parteien mit sehr unterschiedlichen Positionen mühsam zusammenfinden müssten, so Dany-Knedlik.
International sorge die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten für Nervosität. Insbesondere die künftige Handelspolitik der Vereinigten Staaten sei bisher kaum abschätzbar - im schlimmsten Fall drohten deutliche Zollerhöhungen für Importe aus der EU.
Schwache Industrie
Vor allem die deutsche Industrie sei von der gegenwärtigen Wirtschaftsschwäche gezeichnet, so das DIW. In wichtigen Absatzmärkten wie dem Euroraum oder China entwickle sich die Konjunktur nach wie vor holprig. "Für die deutsche Industrie sind die aktuell immer weiter zunehmenden Unsicherheiten Gift", sagte DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt. "Sie bremsen die Investitionsbereitschaft mehr und mehr aus." Wenn man die Corona-Lockdowns einmal außen vor lasse, sei die Kapazitätsauslastung zuletzt auf den niedrigsten Wert seit der Finanzkrise gefallen.
Auch bei den Dienstleistungen bleibe die Lage schwierig. Immerhin seien die Umsätze im Einzelhandel zuletzt gestiegen und die Inflation scheine niedrig zu bleiben. Das Preisniveau für viele wichtige Alltagsprodukte habe sich aber wohl dauerhaft erhöht. Angesichts der Verunsicherung sparten die privaten Haushalte wieder mehr. Auch der Arbeitsmarkt beuge sich zunehmend der konjunkturellen Schwächephase, so das DIW.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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November 27, 2024 04:30 ET (09:30 GMT)
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