POLITIK-BLOG/Führende Ökonomen loben Finanzpaket von Union und SPD
05.03.2025 / 08:57 Uhr
Die Übersicht in Kurzmeldungen zu Entwicklungen, Ergebnissen und Einschätzungen rund um die bundesdeutsche Politik:
Führende Ökonomen loben Finanzpaket von Union und SPD
Die Ökonomen, die mit ihren Vorschlägen die Grundlage für das Finanzpaket von CDU/CSU und SPD gelegt haben, loben die Einigung der Parteien. "Es ist ein sehr wichtiger Schritt für die Sicherheit in Deutschland und Europa", sagte Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), dem Handelsblatt. Union und SPD planen unter anderem, zusätzliche Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse auszunehmen. "Ich halte das letztlich sogar für die beste Lösung, weil es unsere künftige Situation flexibler macht und zudem lange Planungshorizonte erlaubt", so Schularick. "Die Einigung der Sondierer ist ein Game changer, ein wuchtiges und gutes Paket", sagte der Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor Jens Südekum. Wichtig sei jetzt, dass das Geld auch tatsächlich auf die Straße komme: "Im Infrastrukturbereich muss das Sondervermögen durch eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren begleitet werden." Auch im Verteidigungsbereich dürfe das Geld nicht für veraltete Ausrüstung ausgegeben werden.
HDE: Parteien dürfen in Sondierungsgespräche Wirtschaft nicht vergessen
Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert von der kommenden Bundesregierung, die großen sicherheitspolitischen Umwälzungen entschieden und überzeugend zu beantworten. Die Parteien dürften in den Sondierungsgesprächen auf keinen Fall vergessen, woher das Geld für Sondervermögen und militärische Ausrüstung komme: Nämlich aus Steuereinnahmen. Und die sprudelten nur, wenn die Wirtschaft und der Handel florierten. "Vergesst die Wirtschaft und den Handel nicht", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. "Die aktuellen Rahmenbedingungen sind für viele Unternehmen sehr schwierig. Es braucht deshalb dringend niedrigere Energiepreise, einen fairen Wettbewerb mit Temu & Co sowie einen deutlichen Bürokratieabbau." Der Einzelhandel sei ein bedeutender Steuerzahler und Stabilisator der Gesellschaft in Deutschland. Die Branche stehe bereit, ihre Rolle auch künftig einzunehmen. Eine gesunde Wirtschaft und insbesondere ein florierender Einzelhandel bilde das Fundament für die dringend notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Sicherheit.
Wirtschaftsweise Grimm kritisiert Schuldenpläne als "Satire"
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die Vorschläge zu Sondervermögen von mehreren Ökonomen für die Sondierungsgespräche von Union und SPD in der Bild-Zeitung scharf kritisiert und als "Satire" bezeichnet. Zuvor hatten die Ökonomen Clemens Fuest vom Ifo-Institut, Michael Hüther vom IW, Moritz Schularick (IfW Kiel) und Jens Südekum den Investitionsbedarf für die Bundeswehr auf 400 Milliarden Euro und für die Infrastruktur auf bis zu 500 Milliarden Euro geschätzt. "Das klingt eigentlich mehr nach Satire als nach einem ernsthaften Vorschlag", sagte sie der Bild-Zeitung. Sie könne nur hoffen, dass sich die Union nicht darauf einlasse. Wenn das so passiere, "verschießen wir unser Pulver, bevor wir überhaupt eine Strategie haben, wie wir wehrhaft werden und gleichzeitig das Wachstum ankurbeln". Die Ampel-Regierung habe bewiesen, dass Subventionen auf der Basis von Schulden nicht funktionierten, dass der Staat schlecht darin sei, mit dem Geld das Richtige anzufahren. Es werde viel zu wenig über eine Strategie geredet, wie man aus diesen Investitionen auch wirklich Wachstum generiere.
Feld lehnt Sondervermögen für Infrastruktur ab
Der Freiburger Ökonom Lars Feld lehnt ein Sondervermögen für die Infrastruktur ab. "Von einem weiteren Sondervermögen für die Infrastruktur halte ich nichts. Schon in der mittelfristigen Finanzplanung von Christian Lindner waren genug Mittel für die Infrastruktur eingeplant", sagte Feld der Rheinischen Post. Zugleich betonte der frühere Chef der Wirtschaftsweisen: "Die Bundesregierung muss hinsichtlich der Infrastrukturausgaben die föderale Aufgabenteilung im Blick haben. Die Städte und Gemeinden sind nicht durch die Schuldenbremse gebunden und können sich in Höhe ihrer Investitionen verschulden, tun dies aber zu wenig, weil sie mit Aufgaben im Sozialbereich und konsumtiven Aufgaben von Bund und Ländern überlastet werden. Das muss sich ändern." Auch bei den Ländern sieht Feld Spielraum: "Es wäre zudem ganz gut, wenn CDU/CSU den Ländern in Sachen Schuldenbremse nicht auf den Leim gingen. Die Länder haben mehr Spielräume, als die strukturelle Null des Grundgesetzes andeutet. Sie haben die Möglichkeit zur Konjunkturbereinigung und mehr Spielraum bei Sondervermögen als der Bund."
Schnitzer fordert Sondervermögen Verteidigung mit viel mehr als 300 Mrd Euro
Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, fordert ein Sondervermögen Verteidigung mit "viel mehr" als 300 Milliarden Euro und eine Reform der Schuldenbremse. "Es braucht ein klares Signal an Moskau und Washington, dass Europa, dass Deutschland, die Ukraine nicht alleine lassen und dass wir unsere Verteidigungsbereitschaft schnell und massiv stärken. In der aktuellen Situation wird dies nur über ein neues Sondervermögen Verteidigung (oder ein Aufstocken des Sondervermögens Bundeswehr) im alten Bundestag schnell genug rechtssicher umzusetzen zu sein", sagte Schnitzer der Rheinischen Post. "Wenn man damit Straßen, Häfen und Brücken im großen Umfang sanieren will, und auch das gehört zur Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft, dann reden wir nicht mehr von 300 Milliarden bis 2030, die notwendig wären, um 3 Prozent Verteidigungsausgaben zu sichern, sondern von viel mehr." Ergänzend fordert Schnitzer eine dauerhafte Reform der Schuldenbremse.
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Wirtschaftsweise kritisiert Bundesbank-Vorschlag zur Schuldenbremse
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat den Vorschlag der Bundesbank für eine Lockerung der Schuldenbremse scharf kritisiert: "Ich finde es bedenklich, dass die Bundesbank sich aktiv in die fiskalpolitische Debatte einmischt", sagte die Ökonomin der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Die Unabhängigkeit der Geldpolitik ist ein hohes Gut und sollte gewahrt werden. Sie ist wichtig für das Vertrauen der Konsumenten in die Preisstabilität." Auch inhaltlich übte Grimm Kritik: "Wir sind nicht bei einem Schuldenstand von 60 Prozent. Und wenn wir so weitermachen, dann werden wir es auch so schnell nicht mehr sein. Daher nützt das nichts", sagte sie. Zwar sei es "natürlich sinnvoll, jetzt das Verteidigungsbudget noch weiter aufzustocken", so Grimm weiter. Aber dafür gäbe es auch heute schon Möglichkeiten, "zum Beispiel über die Notfallregel der Schuldenbremse".
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