DIW fordert Änderungen bei der Rente mit 63
27.11.2024 / 10:56 Uhr
DOW JONES--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fordert eine Reform der als "Rente mit 63" bekannten Regelung zum abschlagsfreien frühzeitigen Renteneintritt nach 45 Versicherungsjahren. Eine Untersuchung des Instituts ergab, dass ein erheblicher Teil derjenigen, die die Regelung nutzen, aus Berufen mit vergleichsweise geringer körperlicher Belastung kommen. Daher greife die Zahl der Versicherungsjahre als einziges Kriterium zu kurz. Stattdessen sollte die tatsächliche Beschäftigungsfähigkeit der Versicherten betrachtet werden. Ein flexiblerer Rentenzugang wäre sinnvoll, so die Forderung des DIW.
Die als "Rente mit 63" bekannte Regelung war für stark belastete Berufsgruppen aus der Gastronomie, der Kranken- und Altenpflege oder dem Handwerk gedacht. Allerdings bleiben der Untersuchung zufolge Menschen, die lange in solchen Berufen mit sehr hohen Belastungen gearbeitet haben, oft außen vor, da sie gar nicht auf 45 Versicherungsjahre kämen.
Von denjenigen, die abschlagsfrei in Rente gehen können, war laut DIW-Untersuchung weniger als ein Drittel während des Berufslebens im Durchschnitt sehr hoch belastet. Dazu zählen neben körperlicher Anstrengung auch psychosoziale Belastungen wie Stress. Fast 40 Prozent derer, die sich in Anspruch nahmen, waren regelmäßig nur leicht bis mäßig belastet.
"Die Dauer der Erwerbskarriere ist ein unzureichender Indikator, um berufliche Belastungen zu messen", sagte Hermann Buslei, einer der DIW-Studienautoren.
Das DIW fordert eine gewisse Flexibilität, die sowohl den Zugang in eine Altersrente ermöglicht als auch teilweise weiterzuarbeiten - je nachdem, wie belastbar eine Person tatsächlich ist. Trotz höherem Verwaltungsaufwand dürften die Kosten im Vergleich zur derzeitigen Rente nach 45 Versicherungsjahren aber geringer ausfallen.
Für die Studie hat das DIW Arbeitsmarktbiografien von fast 8 000 Männern des Geburtsjahrgangs 1957 mit deutscher Staatsangehörigkeit ausgewertet. In dieser Stichprobe erreichte gut ein Fünftel 45 oder mehr Versicherungsjahre.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/rio
(END) Dow Jones Newswires
November 27, 2024 04:55 ET (09:55 GMT)
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