Wirtschaftsministerium erwartet vorerst keinen Aufschwung in Deutschland
15.01.2025 / 10:59 Uhr
Von Andrea Thomas
DOW JONES--Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet angesichts der hohen Unsicherheiten im In- und Ausland nicht mit einer zeitnahen konjunkturellen Erholung in Deutschland. Der preisbereinigte Rückgang des Bruttoinlandprodukts um 0,2 Prozent im vergangenen Jahr 2024 und das Minus von 0,1 Prozent im Jahresendquartal mache deutlich, dass die wirtschaftliche Schwächephase anhalte.
"Eine konjunkturelle Erholung in Deutschland bleibt auch zum Jahresende 2024 aus. Hohe Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Perspektiven im Inland wie auch im Ausland dämpfen derzeit Nachfrage, Produktion, Investitionen und privaten Konsum", erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem jüngsten Monatsbericht. "Erst mit klaren Aussichten für die weiteren wirtschafts-, finanz- und geopolitischen Rahmenbedingungen besteht die Chance, dass sich der Attentismus auflöst und die Stagnation einer etwas stärkeren wirtschaftlichen Wachstumsdynamik weicht."
Zuvor hatten Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das vierte Quartal gezeigt, dass das verarbeitende Gewerbe im Trend weiterhin von Produktionsrückgängen gekennzeichnet war, während sich die Lage in den konsumnahen Dienstleistungen etwas günstiger darstellte.
Verhaltener Ausblick bei Exporten und Produktion
Mit Blick auf die Exporte erklärte das Wirtschaftsministerium, dass die Aussichten für die deutschen Exporteure trotz der Belebung im November durchwachsen blieben. Die Nachfrage nach Investitionsgütern sei nach wie vor schwach, darüber hinaus belastet die Unsicherheit über mögliche US-Zollerhöhungen. Für das Schlussquartal 2024 deuteten die aktuellen Daten - trotz möglicher Vorzieheffekte im US-Geschäft - einen weiteren Rückgang der Exporttätigkeit an.
Die Produktion im produzierenden Gewerbe habe sich zwar etwas gefestigt, die Auftragseingänge seien aufgrund volatiler Großaufträge aber rückläufig. Trotz der zuletzt günstigeren Entwicklung der Produktion ist dem Ministerium zufolge eine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur zur Jahreswende noch nicht erkennbar.
"Weiterhin bestehen geopolitische Unsicherheiten, die Auftragseingänge waren zuletzt erneut rückläufig und die Stimmungsindikatoren bewegten sich nach wie vor auf niedrigem Niveau", so das Ministerium.
Beim Einzelhandel sieht das Ministerium von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die moderate Erholung trotz zuletzt schwächerem Umsatz intakt. Nach der enttäuschenden Konsumentwicklung im zurückliegenden Jahr tendierten einige Frühindikatoren zwar verhalten positiv, dies aber weiterhin auf niedrigem Niveau.
"Angesichts zunehmender Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit und anhaltender innen- und geopolitischer Unsicherheiten steht eine spürbare Erholung des Konsumklimas derzeit noch aus", so die Einschätzung des Ministeriums.
Weiterer Preisdruck zu Jahresbeginn
Bei der Inflation rechnen die Ökonomen zu Jahresbeginn 2025 mit einem weiteren Preisdruck auf die Verbraucherpreise aufgrund administrativer Preisanhebungen wie der Erhöhung der CO2-Bepreisung, der Anhebung des Briefportos und der Verteuerung des Deutschlandtickets. Im weiteren Jahresverlauf dürften aber inflationsdämpfende Faktoren wie die moderate Preisentwicklung auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen, die Nachwirkung der restriktiven Geldpolitik und wieder niedrigere Tarifabschlüsse die Oberhand gewinnen, so die Experten.
Auf dem Arbeitsmarkt sind die Aussichten laut Ministerium zum Jahresende weiter trübe. Denn die Frühindikatoren ließen noch keine spürbare Erholung auf dem Arbeitsmarkt zu Beginn des neuen Jahres erwarten. Das Ministerium verwies auf das IAB-Arbeitsmarktbarometer, das mit 99,2 Punkten seinen niedrigsten Wert abgesehen von der Zeit der Corona-Pandemie erreicht habe. Auch das Ifo-Beschäftigungsbarometer deute auf eine spürbare restriktiver werdende Personalplanung hin. "Trotz einer im historischen und internationalen Vergleich weiterhin robusten Lage am Arbeitsmarkt ist im neuen Jahr daher vorerst nicht mit einer Umkehr der schwachen Entwicklung am Arbeitsmarkt zu rechnen", so das Wirtschaftsministerium.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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