SVR-Mitglied Malmendier unsicher hinsichtlich Schicksal der USA
12.03.2025 / 12:00 Uhr
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Die USA, die weltweit führende Wirtschaftsmacht, sägen nach Einschätzung der Ökonomin Ulrike Malmendier derzeit wirtschaftspolitisch kräftig an ihrem eigenen Ast. Dass die Europäer diese Chance nutzen können, um ihre Position auszubauen, glaubt sie jedoch nicht. In einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten sagte Malmendier mit Blick auf die USA: "Ich bin mir leider nicht sicher, dass das gut endet." Malmendier lehrt an der University of California in Berkley und ist Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR).
Die USA werden Malmendier zufolge gegenwärtig von längerfristigen finanziellen Problemen geplagt, die die Trump-Administration mit bestenfalls untauglichen Mitteln zu lösen versucht. "Auch wenn es die USA sind: 125 Prozent (Schuldenstand) sind langfristig nicht tragbar. Und das geht ja exponentiell weiter hoch, wenn da nicht gegengesteuert wird", sagte sie.
Trumps Idee, von Ländern einen Schuldenerlass zu fordern, wenn diese unter den atomaren Schutzschirm der USA wollten ("Mar-e-Lago-Akkord"), oder die Unabhängigkeit der Zentralbank zu untergraben, damit diese die Zinsen senke, würde jedoch das Ende des US-Kapitalmarkts bedeuten und die Tragfähigkeit eines Schuldenstands von 125 Prozent gefährden. "Natürlich wäre dann alles vorbei", sagte sie.
Die Ökonomin traut sich im Moment aber nicht, auszuschließen, dass es so kommt, weil auch alle anderen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Administration Unsinn seien. "Zölle machen in dem Umfang keinen Sinn, ständiges Einführen und Abschaffen von Zöllen macht überhaupt keinen Sinn, US-AID abschaffen macht überhaupt keinen Sinn für die USA, auch aus wirtschafts- und sicherheitspolitischen Interessen, denn dadurch haben sie wahnsinnigen Einfluss gehabt in der Welt. Die Forschung so zu beeinträchtigen macht null Sinn - macht alles keinen Sinn und es passiert trotzdem", sagte sie.
Ob kompetente Politiker in Trumps Umgebung das Schlimmste verhindern können, ist nach ihrer Einschätzung nicht sicher. Mit Blick auf US-Finanzminister Scott Bessent sagte sie: "Natürlich kennt der sich in der Finanzwelt aus. Der weiß was Coco-Bonds sind und was die Inflationswirkung eines 'Mar-e-lago-Akkords' und von Staatschulden ist." Nach ihrem Eindruck ist es Bessent zu verdanken, dass Trump bezüglich der Inflationswirkung von Zöllen auf die Rendite 10-jähriger Treasuries schaue und dass der Maßstab guter Wirtschaftspolitik nicht nur der Aktienmarkt sei, aber: "Er scheint da nicht den allergrößten Einfluss zu haben oder 'die letzte Person mit Trump im Raum' zu sein, die dann bestimmt, was gemacht wird."
Malmendier hofft, dass sich Trump am Ende von dem Wunsch leiten lässt, nicht der Präsident zu sein, der die Wirtschaft total in den Sand gesetzt und die USA ihres weltpolitischen Ansehens beraubt hat. "Aber es besteht auch die Gefahr, dass Kanada und Grönland annektiert werden. Ich bin mir leider nicht ganz sicher, ob das gut endet", sagte sie.
Die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA, ihre hohe Verschuldung, die Möglichkeit einer wieder steigenden Inflation böten Malmendier zufolge eigentlich Europa die Möglichkeit als ein neuer Stabilitätsanker zu präsentieren. "Der US-Dollar ist nicht immer die Leitwährung gewesen. Es war auch mal das Pfund. Und warum sollte es nicht der Euro werden? Das ist schon eine Frage, die man stellen kann", sagte sie.
Allerdings fehlen dem Euro wichtige Merkmale einer Weltreservewährung. Der europäische Binnenmarkt ist nicht vollendet, und einen gemeinsamen Kapitalmarkt gibt es ebenso wenig wie eine Bankenunion - ganz zu schweigen von einem gemeinsamen sicheren Asset wie Eurobonds. Die Ökonomin sagte dazu: "In jedem ökonomischen Modell, in dem man aufschreiben würde, wie so eine Wirtschaftsunion funktionieren würde, würde es total viel Sinn machen, einen Mechanismus zu konstruieren, in dem man auch gemeinschaftlich Schulden aufnehmen kann. Insofern wäre das der nächste logische Schritt."
Das Problem bei Eurobonds wie auch der Bankenunion seien die Anreize, auf Landesebene neue Schulden aufzunehmen. "Wie man von einem Gleichgewicht, in dem wir im Augenblick sind, zu einem anderen schönen Gleichgewicht kommt, wo wir nur gemeinschaftlich Schulden aufnehmen, und das Gleichgewichtsproblem auch deswegen gelöst ist, weil es vielleicht nur noch drei, vier europaweite Banken gibt ... wie wir von A nach B kommen, das ist irgendwie noch so unklar", sagte sie.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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